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Donnerstag, 15.06.2023


Muslime tolerieren religiöse Vielfalt am meisten

Das angebliche Bild des intoleranten und extremistischen Muslim ist im deutschen Meinungsbild tief verankert. Die Ergebnisse der neuen Bertelsmann-Studie zeichnen jedoch ein anderes Bild der Realität ab. Ein Kommentar.

(RaNa) Schon gewusst? Die Bertelsmann-Studie wirft ein neues Licht auf die muslimische Bevölkerung in Deutschland. Die Studie zeigt: Muslime, die wir oft als intolerant, engstirnig und extremistisch abstempeln, sind tatsächlich die tolerantesten Bürger im Land. Ja, Sie haben richtig gelesen. Der „Religionsmonitor 2023“ zeigt uns, dass unsere Vorurteile gegenüber dem Islam und den Muslimen in Deutschland diametral zu den tatsächlichen Ergebnissen stehen. Sie brechen mit den hartnäckigen Vorurteilen, die wir so gerne gegenüber unseren muslimischen Mitbürgern pflegen.

Die Studie belegt auch, dass Religiosität und Toleranz gegenüber Andersgläubigen Hand in Hand gehen können. 85% der befragten Muslime bezeichnen sich als religiös, der höchste Wert unter den Gläubigen. Wer hätte das gedacht?

Und hier kommt der Clou: Persönliche Begegnungen können Vorbehalte abbauen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Muslime haben mit fast 80% die meisten Kontakte mit Personen anderen Glaubens - fast doppelt so viele wie die Gesamtbevölkerung. Und sie nehmen die zunehmende Vielfalt religiöser Gruppen mit 20% am wenigsten als Bedrohung wahr.

Was zeigt uns das? Vor allem, dass Vorurteile durch Politik und Medien forciert werden und ein verzerrtes Islam-Bild schüren. Denn mit 42% der Menschen, die "keine Kontakte" zu anderen Religionen haben, ist das der größte Anteil, der eine Bedrohung in der religiösen Vielfalt sieht.

"Damit sich die positiven Impulse durchsetzen, benötigen wir fundiertes Wissen über das religiöse Leben und Begegnungen auf Augenhöhe", sagt Yasemin El-Menouar, Religionsexpertin der Bertelsmann-Stiftung. Sie hat recht. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Vorurteile hinterfragen und uns auf Augenhöhe begegnen. Denn sonst droht die Pluralität in Polarisierung umzuschlagen. Und das wollen wir doch alle nicht, oder?